Von der Rennstrecke auf die Straße: Transfer von Reifentechnologie

27.09.2023

Flotten stehen zwar in einem natürlichen Wettbewerb zueinander, aber ein Lkw-Rennen ist das nicht. Deshalb legen wir bei der Entwicklung unserer Reifen den Schwerpunkt auf Sicherheit, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Langlebigkeit und nicht auf hohe Kurvengeschwindigkeiten.

 

Trotzdem spielt die mit Adrenalin geladene Welt der Goodyear FIA European Truck Racing Championship eine wichtige Rolle. Es ist ein wertvolles Testfeld für die Entwicklung von Lkw-Reifen. Techniker von Goodyear können hier die extremen Rennbedingungen nutzen, um sicherzustellen, dass Serienreifen die Performance bringen können, die Nutzfahrzeugflotten im Betriebsalltag brauchen.

Was ist der Unterschied zwischen einem Renn-Lkw und einem Straßen-Lkw?

Renn-Lkw haben einen serienmäßigen 13-Liter-Motor, der jedoch so umgebaut ist, dass er mehr Leistung bringt und in der Regel ein Drehmoment von rund 6.000 Nm hat – mehr als doppelt so viel ist wie ein normaler Lkw. Sie verfügen über eine normale Blattfederung mit hochwertigen Stoßdämpfern und wassergekühlten Bremsen. Die Kabine hat die gleiche Form und das gleiche Fahrgestell wie ein Lkw im Straßeneinsatz, ist aber nur 2,5 Meter hoch und etwas über 2,5 Meter breit. 

 

Der offensichtlichste Unterschied ist, dass das Fahrzeug keinen Trailer hat, wodurch sich das Gesamtgewicht von typischerweise 40 Tonnen auf knapp über 5 Tonnen reduziert. Die Reifen werden daher mit einem niedrigeren Druck befüllt – normalerweise 1-4,5 Bar anstelle von 7-9 Bar. Der Gewichtsunterschied stellt für Reifenentwickler wie Goodyear eine Herausforderung dar. Der Druck auf die Straße ist geringer, dennoch müssen das Laufflächenprofil und die Gummimischung den richtigen Grip für den Rennsport bieten, sowohl bei trockenen als auch bei nassen Bedingungen.

Goodyear überträgt die Erkenntnisse von der Rennstrecke auf die Straße

Was unterscheidet die Rennstrecke von der Straße?

Der Belag einer typischen Rennstrecke ähnelt dem der neuesten und am besten instandgehaltenen Autobahnen. Wir alle wissen jedoch, dass Lkw in der Praxis auch mit weniger perfekten Bedingungen zurechtkommen müssen, sei es durch Bodenwellen oder Schlaglöcher oder andere Störfaktoren wie Staub, Sand oder Matsch. Manchmal müssen Lkw auch auf nicht asphaltierten Untergründen fahren. 

 

Bedenken Sie auch, dass die Rennsaison von Mai bis September ist, wo weniger häufig schlechtes Wetter oder niedrige Temperaturen herrschen. Im Vergleich zu normalen Lkw fahren Renn-Trucks also bei recht unkomplizierten Bedingungen. Das heißt aber nicht, dass die Reifen geschont werden …

Vom Extremeinsatz in den Flottenalltag

Da die Geschwindigkeit auf 160 km/h begrenzt ist, versuchen Renn-Lkw, mit dieser Höchstgeschwindigkeit wann immer möglich Kurven zu fahren. Bei einer Belastung von 1,1 g-Kräften in der Kurve brauchen die Reifen eine außergewöhnliche Traktion. Auf trockener Fahrbahn wird die maximale Haftung durch eine maximale Aufstandsfläche erreicht, d. h. durch die Verwendung von „Slicks“. In der Praxis ist gelegentlicher Regen jedoch unvermeidlich, und die Rennteams verfügen nur über einen einzigen Reifensatz für jeden Lkw. Daher wird ein Laufflächenprofil verwendet, das weniger (und flachere) Rillen als ein Serienreifen hat. Kurzum: Auf der Suche nach der perfekten Kombination aus Trocken- und Nasshaftung sammelt Goodyear Erkenntnisse, die in die Entwicklung von Serienreifen einfließen.

 

Der Teil des Reifens, der nicht mit der Straße in Berührung kommt, d. h. die Karkasse, ist identisch mit der Karkasse von regulären Lkw. Rennsport ist also die perfekte Gelegenheit, sie unter extremer Belastung zu testen. Trotz der hohen Anforderungen im Rennsport sind die Karkassen von Rennreifen nach dem Rennen noch zu 100 % intakt, sodass der überwiegende Teil runderneuert werden kann.

Suche nach der perfekten Gummimischung

Auch Hitze ist ein wichtiger Faktor für die Reifenleistung. Das enorme Drehmoment von Renn-Lkw sollte für maximale Effizienz vollständig in Vorwärtsbewegung umgewandelt werden, also in kinetische Energie und nicht in Wärmeenergie. Daher sind die Gummimischungen für den Rennsport so entwickelt, dass sie möglichst wenig Wärme generieren. Dennoch laufen die Reifen auf der Rennstrecke viel heißer als auf der Straße, woraus Techniker wertvolle Erkenntnisse über die Auswirkung von Hitze auf den Reifenverschleiß gewinnen. Wenn die Mischung unter diesen Bedingungen gut funktioniert, wissen wir, dass sie auch auf der Straße funktionieren wird.

RFID: Auf der Rennstrecke entwickelt

Manchmal erfordern die Bedürfnisse von Rennteams eine neue Innovation – die am Ende Vorteile ganz anderer Art für Welt der Nutzfahrzeugflotten mit sich bringt. Ein solches Beispiel ist RFID (Radio Frequency Identification). Die ersten RFID-Chips wurden in Rennreifen installiert, um sicherzustellen, dass die Teams sich an die Regeln halten, d. h., dass sie für den gesamten Renntag den gleichen Reifensatz verwenden. Es wurde jedoch schnell klar, dass RFID auch für den Betrieb von Nutzfahrzeugflotten vorteilhaft ist. Denn Flottenmanager und Händler können so einzelne Reifen überwachen. Heute ist RFID eine Standardtechnologie für Lkw-Reifen. Erstmals eingeführt wurde sie von Goodyear für den Lkw-Rennsport.

Goodyear-RFID

Ein Wettlauf gegen die Zeit?

Einer der Hauptvorteile unserer Zusammenarbeit mit der Goodyear FIA ETRC ist der Bereich Nachhaltigkeit. Wie alle Motorsportarten will auch der Lkw-Rennsport umweltfreundlicher werden. Goodyear unterstützt hier tatkräftig, etwa durch Runderneuerung aller Rennreifen für ein zweites Leben auf der Straße. Wir sind auf dem Weg in eine umweltfreundlichere Zukunft, und Renn-Lkw helfen uns dabei, schneller dorthin zu kommen.

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